Phytotherapie

Phytotherapie– natürlich gesund bis ins hohe Alter durch Arzneipflanzen
Arzneipflanzen dienen in nahezu allen Kulturen seit Urzeiten Mensch und Tier zur Gesunderhaltung und Beschwerdelinderung. Ihre komplexen Wirkstoffe, die von den Pflanzen als Schutz- und Abwehrstoffe konzipierten sekundären Pflanzenstoffe, liefern bis heute Ideen für synthetische Arzneimittel.

Warum Arzneipflanzen bevorzugt anwenden? 
Für derzeit gebräuchliche Arzneipflanzen gibt es zum Teil eine jahrtausendelange Anwendungstradition. Diese Arzneipflanzen sind reich an gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen, wirken zuverlässig, sind gut verträglich, bei vielen Beschwerden einsetzbar und problemlos biologisch abbaubar. Vielfach können Zubereitungen aus Arzneipflanzen nebenwirkungsreiche synthetische Arzneimittel ganz ersetzen oder doch zumindest ergänzen.
Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs fördern unsere lebenswichtige Mikroflora, anstatt ihr zu schaden, wie dies bei vielen synthetischen Arzneimitteln der Fall ist (z. B. bei Antibiotika, NSAID, Magensäureblockern). Arzneipflanzen sind oft Nahrung für diese Mikroflora, die daraus wiederum Energie für die Darmzellen produziert. Viele pflanzliche Wirkstoffe werden überhaupt erst nach der Verstoffwechslung durch die Mikroflora heilkräftig. Sekundäre Pflanzenstoffe sind bei den meisten Tierarten (auch beim Menschen) wichtiger Teil der Nahrung. Im Laufe der gemeinsamen Evolution mit den Pflanzen haben Tiere gelernt, Pflanzen zu nutzen, ohne an ihren Abwehrstoffen Schaden zu nehmen. Diese Pflanzenstoffe sind zu wichtigen Regulatoren im tierischen Organismus geworden. Der tierische Stoffwechsel ist bestens für den Umgang mit diesen Substanzen gerüstet.

Für wen sind Arzneipflanzen geeignet? 
Am besten geeignet sind Arzneipflanzen für Pflanzenfresser. Aber auch bei Allesfressern sind Arzneipflanzen in angemessener Zubereitung und Dosierung unbedenklich anwendbar. Vorsicht geboten ist jedoch bei reinen Fleischfressern, wie den Katzen. Da Pflanzen nicht zu ihrer Nahrung gehören, sind Katzen nur in geringem Maße zur Verstoffwechslung und Entgiftung von pflanzlichen Substanzen in der Lage. Reine Fleischfresser wie die Katzen sind aber auch empfindlich gegen synthetische Arzneimittel, vermutlich, da auch für diese ursprünglich von Pflanzen entwickelte chemische Verbindungen genutzt werden. Mittlerweile weiß man, welche der chemischen Verbindungen (sekundären Pflanzenstoffe) für Fleischfresser besonders problematisch sind. Je nachdem welche und wie viele dieser Verbindungen in den Arzneipflanzen vorkommen, sind diese für Katzen ungeeignet oder dürfen nur in ganz geringen Mengen und in großen zeitlichen Abständen eingesetzt werden.

Wann werden Arzneipflanzen eingesetzt?
Arzneipflanzen sind empfehlenswert bei Erkrankungen

  • der Atemwege
  • des Magen-Darm-Traktes
  • der Harnwege
  • des Herz-Kreislaufsystems
  • des Bewegungsapparates

Auch Angst, Unruhe und andere Verhaltensauffälligkeiten können mit Zubereitungen aus Arzneipflanzen erfolgreich therapiert werden, ebenso Hauterkrankungen wie Wunden und Ekzeme, sowie Schmerzen verschiedener Ursachen.
Bei leichten bis mittelschweren Erkrankungen sind Arzneipflanzen als Therapeutika oft allein ausreichend. Häufig werden dabei Arzneipflanzenkombinationen eingesetzt. Bei schweren Erkrankungen können solche Arzneipflanzenkombinationen zusätzlich zu synthetischen Medikamenten angewendet werden.

Arzneipflanzen
• können die heilende Wirkung synthetischer Arzneimittel ergänzen und verbessern
• mindern unerwünschte Nebenwirkungen synthetischer Arzneimittel
• helfen, die Dosis nebenwirkungsreicher Arzneimittel zu reduzieren

Wie werden Arzneipflanzen angewendet?
Die Art der Anwendung richtet sich nach der Tierart, der zu behandelnden Erkrankung, bzw. dem zu behandelnden Organ. Chronische Erkrankungen benötigen andere Anwendungsformen als akute Erkrankungen u.v.m. Arzneipflanzen können prinzipiell innerlich und äußerlich angewendet werden.

Innerlich anwendbar sind Arzneipflanzen z. B. in Form von

  • Tee, Tinktur, Frischpflanzenpresssaft
  • Tabletten, Kapseln, Dragees
  • Pulver, Latwergen (breiförmige Zubereitung)

Äußerlich anwendbar sind Arzneipflanzen z. B. in Form von

  • Tees, Tinkturen, Ölzubereitungen
  • Gelen, Lotionen, Cremes, Salben und Pasten
  • Flüssigen und / oder festen Seifen

Worauf ist bei Arzneipflanzen zu achten? 

Die Qualität 
Die Wirkungen von Arzneipflanzen werden durch die komplexe Mischung ihrer verschiedenen Inhaltsstoffe verursacht. Arzneipflanzen und die aus ihnen hergestellten Medikamente, die Phytopharmaka, sind also Vielstoffgemische. Im Gegensatz dazu enthalten synthetische Arzneimittel nur einen oder wenige Wirkstoffe.

Die Zusammensetzung des Vielstoffgemisches in der Pflanze ist von vielen Faktoren abhängig. Vor allem nehmen Wetter- und Bodenverhältnisse Einfluss auf die Art und die Menge der natürlichen Inhaltsstoffe der dort wachsenden Pflanzen. Der Gehalt an sekundären Inhaltsstoffen ist also Schwankungen unterworfen. In pflanzlichen Arzneimitteln, den Phytopharmaka, wird für gleichbleibende Wirkstoffmengen gesorgt, um eine gleichbleibende Wirkung gewährleisten zu können.

Apotheken gewährleisten auch bei Teedrogen gleichbleibende Qualität und Mindestgehalte an gewünschten Wirkstoffen. Anbau, Ernte, Verarbeitung, Lagerung und Verpackung werden hier nach standardisierten Methoden durchgeführt und Mindestwirkstoffgehalte garantiert. Zudem wird auf Schadstoffe und Verunreinigungen mit Unkräutern kontrolliert.

All das kann von Discounterware nicht erwartet werden. Tees sind hier als Lebensmittel und nicht als Heilmittel konzipiert.

Teedrogen mit Apothekenqualität eignen sich z.B. sehr gut bei akuten Beschwerden wie Durchfall, Magen-Darm-Krämpfen, leichten Hautverletzungen, Haut- und Schleimhautentzündungen. Auch zur Dampfinhalation bei Atemwegserkrankungen sind sie anwendbar.

Auf Qualität ist auch bei Ergänzungsfuttermitteln zu achten. Pflanzliche Ergänzungsfuttermittel dienen der Gesunderhaltung und Unterstützung wichtiger Körperfunktionen, etwa der Verdauung. An Ergänzungsfuttermittel werden nicht annähernd so strenge Anforderungen gestellt wie an Arzneimittel. Hier muss man sich derzeit auf vertrauenswürdige Hersteller verlassen. Produkte von Billiganbietern aus dem Internet sollte man meiden.

In der Tiermedizin spielen qualitativ hochwertige Ergänzungsfuttermittel eine sehr große Rolle. Für Tiere zugelassene Phytopharmaka gibt es kaum.

Sie möchten mehr über die Phytotherapie erfahren? 
Unsere Literaturempfehlung für den Tierarzt oder aber den ambitionierten Tierbesitzer:

  • Cäcilia Brendieck-Worm, Matthias F. Melzig
    Phytotherapie in der Tiermedizin
    Thieme Verlag, 2. Auflage 2021
    ISBN 978-3-132-13962-7

Für den Tierbesitzer zum schnellen Nachschlagen direkter praktischer Anwendungen auch:

  • Cäcilia Brendieck-Worm, Franziska Klarer, Elisabeth Stöger
    Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere
    Haupt Verlag, 3. Auflage 2021
    ISBN 978-3-258-07936-3