Homöopathie

Dr. Barbara Rakow und Dr. Michael Rakow – 04.04.2007

Überblick
Homöopathie: homoios = ähnlich, pathos = Leiden → Ähnliches Leiden. Zur Therapie werden Arzneien eingesetzt, die ähnliche Symptome hervorrufen können wie die, die wir am kranken Tier finden.
Im Gegensatz dazu steht die Allopathie: allos = anders, gegen, pathos = Leiden. Zur Therapie werden Arzneimittel eingesetzt, die sich gegen die Symptome oder die Krankheit richten: bei Fieber fiebersenkende Mittel, bei Durchfall stopfende Mittel etc.

Hahnemann, Samuel: 1755 – 1843, Arzt und Apotheker, entwickelte die Homöopathie als Therapieverfahren.

Vier Säulen der Homöopathie
Ähnlichkeitsregel (Simileregel)
Man nutzt zur Therapie eine kleine Dosis einer Arznei, die ähnliche Symptome erzeugen kann, wie die, die man am kranken Menschen oder Tier findet.
Simile: die ähnliche Arznei

Arzneimittelprüfung
In einem bestimmten Verfahren (Doppelblind) wird eine homöopathische Arznei von gesunden Menschen eingenommen. Die Symptome, die nach der Einnahme dieser Arznei auftreten, werden genau erfasst. Tritt ein Symptom bei verschiedenen Prüfern immer wieder auf, dann wird es in die Symptomensammlung (Symptomenreihe) der Arznei aufgenommen.

Arzneimittelbild
Summe der Symptome einer Arznei (aus Arzneimittelprüfung, akuter und chronischer Toxikologie und Bestätigung am kranken Tier)

Potenzierung
Homöopathische Arzneien werden in einem bestimmten Verhältnis verdünnt und durch Schüttelschläge oder Reiben potenziert.
D = Dezimalpotenzen, im Verhältnis 1:10
C= Centesimalpotenzen, im Verhältnis 1:100
LM = Q = Quinquagesimillesima Potenzen: im Verhältnis 1:50 000.

Individualisierung
Homöopathische Arzneien werden nach den individuellen Symptomen eines Tieres in seiner Krankheit ausgewählt. Bei gleichem klinischen Krankheitsbild, z.B. Durchfall oder Husten kommen bei verschiedenen Tieren ganz unterschiedliche Arzneien zum Einsatz.

Arzneiformen
Globuli = Kügelchen, aus Rohrzucker
Dilution = alkoholische Lösung
Trituration = Verreibung mit Milchzucker
Tabletten = werden aus der Trituration durch Pressen hergestellt

Herkunft homöopathischer Arzneien
Pflanzen, Tierreich, mineralischer Ursprung, Nosoden (aus Krankheitserregern oder Krankheitsprodukten hergestellt).

Homöopathische Anamnese
Ausführliche Aufnahme aller Symptome eines kranken Tieres, Dauer : 1-2 Stunden, Therapeut mit Spezialausbildung, z.B. Tierarzt/in mit Zusatzbezeichnung Homöopathie.

Einsatzmöglichkeiten
Erkrankungen aller Organsysteme, solange die Eigenregulation oder Regeneration von Enzymsystemen noch aktiviert werden kann.

Grenzen

  • Schwere Degeneration oder sonstige Schädigung von z. B. Leber, Niere, Herz, Rückenmark.
  • Mangel an bestimmten Stoffen: Insulinmangel, Calciummangel, absoluter Mangel an Bauchspeicheldrüsenenzymen (hochgradige Pankreasinsuffizienz), ausgeprägter Mangel an Schilddrüsenhormonen (deutliche Hypothyreose). Bei diesen Erkrankungen können homöopathische Arzneien unterstützend eingesetzt werden.
  • mechanische Hindernisse: Fremdkörper im Darm, zu große Frucht → Kaiserschnitt, Knochenfraktur → operative Versorgung. (Die homöopathische Behandlung nach Operationen unterstützt die Wundheilung und die Wiederherstellung der Funktion.)

Vorteile homöopathischer Therapie
Die Arzneien sind praktisch frei von Nebenwirkungen und Rückständen. Die Tiere sind sehr schnell bei gutem Allgemeinbefinden, sie erholen sich schneller, die Eigenregulation wird angeregt und unterstützt, die Tiere sind weniger krankheitsanfällig.

Definition
Homöopathie ist das von Samuel Hahnemann (1755-1843) entwickelte Therapieverfahren. Nach dem Ähnlichkeitsprinzip (Simileregel) werden nach einem vorgeschriebenen Verfahren potenzierte (verdünnt + geschüttelt oder verrieben) Arzneien therapeutisch individuell für das kranke Tier (oder eine Tiergruppe) eingesetzt.

Geschichtliche Entwicklung
Samuel Hahnemann entdeckte in seinem Chinarindenversuch an sich selbst, dass eine kleine Dosis der Chinarinde bei ihm ein ähnliches Fieber hervorrief wie das, welches er von seinen Malariaschüben her kannte.
Er schloss daraus, dass eine kleine Dosis dieser Arznei in der Lage ist, ähnliche Symptome zu heilen wie die, die sie hervorrufen kann. Belladonna, die Tollkirsche, homöopathisch aufbereitet, kann z.B. Fiebersymptome mit Hitze, rotem Kopf, Fieber, Schweiß und rotem Hals heilen, wie sie von Vergiftungen mit Belladonnafrüchten bekannt sind.
Hahnemann bezeichnete dies als Ähnlichkeitsprinzip, wir sprechen auch von der Simileregel.

Um möglichst viele Symptome von Arzneien zu erhalten, prüfte Hahnemann diese nach einem bestimmten, vorgegebenen Schema an sich und seiner Familie, Freunden, sog. Probanden. Alle nach einer Arzneieinnahme auftretenden Symptome wurden genau aufgeschrieben und erfasst. Hahnemann nannte dies „Arzneimittelprüfung“. Arzneimittelprüfungen am gesunden Menschen werden auch heute noch in sog. Doppelblindversuchen durchgeführt. Weitere Quellen für die Erstellung einer Symptomenreihe oder eines homöopathischen Arzneimittelbildes sind Vergiftungssymptome z.B. von Belladonna oder Arsen oder Symptome von der Bestätigung am kranken Patienten.

Alle Symptome einer Arznei ergeben eine sogenannte Symptomenreihe oder das Arzneimittelbild. Die Symptome der Arzneimittelbilder kann man heute in zahlreichen Büchern, sog. Arzneimittellehren, nachlesen.

Potenzierung
Hahnemann erkannte sehr schnell, dass kleine Dosen seiner Arzneien wesentlich besser wirksam waren als größere Dosen. Er entwickelte daher das sog. Potenzierungsverfahren: Nach einem bestimmten Schema werden die Arzneizubereitungen im Verhältnis 1:10 (D-Potenzen), 1: 100 (C-Potenzen) oder 1:50 000 (LM- oder Q- Potenzen) mit Alkohol oder Milchzucker versetzt, durch zehn Schüttelschläge oder gründliche Verreibung wird dann zusätzliche Energie zugeführt.

Beispiel:
Ein Teil einer Urtinktur von Arnica, dem Bergwohlverleih, wird mit neun Teilen eines bestimmten Alkohols verdünnt und dann mit zehn kräftigen Schüttelschlägen potenziert. Man erhält daraus Arnica D1.
Nun wird ein Teil Arnica D1 versetzt mit neun Teilen Alkohol, wieder 10 x kräftig geschüttelt und ergibt Arnica D2 usw.
Etwa ab der D24 kommt man in den Bereich der Loschmidt´schen Zahl. Bei diesen „Verdünnungen“ ist kein Molekül mehr nachweisbar. Dennoch haben sich gerade diese höheren oder sog. Hochpotenzen als sehr wirksam erwiesen.
Man geht davon aus, dass höhere und hohe Potenzen im energetischen Bereich wirken und konnte bei höheren Potenzen z.B. einen Unterschied zwischen potenzierten und nur verdünnten Zubereitungen nachweisen (Harisch).

C = Centesimalpotenzen erhält man durch Verdünnung und Potenzierung im Verhältnis 1:100: Zu einem Teil einer Urtinktur gibt man 99 Teile eines Alkohols und nach Verschüttelung erhält man die C1. Ein Teil der C1 wird verdünnt und potenziert mit 99 Teilen Alkohol, man erhält die C2, die die Ausgangssubstanz im Verhältnis 10 -4 enthält usw.
Bei LM- Potenzen wird in einem komplizierten Verfahren in Schritten von 1:50 000 verdünnt und potenziert.

Die Herstellung und Prüfung der Urtinkturen und die Zubereitung und Potenzierung der verschiedenen Arzneien sind gesetzlich im Dt. Homöopathischen Arzneibuch (HAB) festgelegt. Ein Europäisches Arzneibuch ist im Entstehen.

Individualisierung
Hahnemann erkannte bei der Entwicklung seines Therapieverfahrens noch einen weiteren, wichtigen Punkt: die Individualisierung: Die „auffallenden, sonderlichen, ungewöhnlichen und eigenheitlichen Zeichen und Symptome … müssen….. der sehr ähnlichen Symptomenreihe der Arznei entsprechen“ (.§ 153 Organon).
Das bedeutet für die Anwendung am Tier: Bei einer Katze mit Katzenschnupfen erfolgt die Wahl einer homöopathischen Arznei nicht einfach nach der Krankheitsdiagnose „Katzenschnupfen“, sondern nach den individuellen Symptomen einer kranken Katze. Dabei werden z.B. das Allgemeinbefinden (matt oder ungestört, mit oder ohne Fieber, Appetit oder verminderter Appetit usw.), ob der Schnupfen mit Sekretfluss oder ohne verläuft, wie das Verhalten der Katze in ihrer Krankheit ist (eher ruhig oder unruhig, schreckhaft oder gleichgültig usw.) berücksichtigt. Wichtig sind auch:
die Art des Sekrets aus der Nase: durchsichtig, weiß, gelb, grünlich usw.
die Menge: ob das Sekret in kleinen oder großen Mengen kommt, einfach aus der Nase läuft oder mit dem Niesen ausgestoßen wird, ob es wässrig oder schleimig, zäh ist.
ob die Katze sich eher warm oder kalt legt, wodurch der Schnupfen besser oder schlimmer wird, z.B. im warmen Zimmer oder draußen (Modalitäten).
ganz wichtig ist auch die sog. „auslösende Ursache“ (Causa): ob der Katzenschnupfen z.B. durch Kälte oder Nässe ausgelöst wurde → die Katze war bei starkem Regen die ganze Nacht draußen oder durch Sitzen am zugigen Fenster oder ob eine Stresssituation z.B. ein Kampf mit einer anderen Katze auslösend gewesen sein können.
Diese individuellen Symptome erst ergeben ein homöopathisches Krankheitsbild. Man sucht dann die zu diesen Symptomen ähnlichste Arznei, das Simile.
So kann eine Katze mit einem akuten Schnupfen Lachesis benötigen, eine andere aber Cinnabaris oder Pulsatilla oder sonst eine ähnliche Arznei.

Homöopathische Arzneimittel Herkunft
Inzwischen sind über 2000 homöopathische Arzneimittel bekannt. Als „gängig“ oder besonders wichtig gelten ca. 250 Arzneimittel, wovon ca. 40 Arzneien zu den wichtigsten, sog. Polychresten gehören, die besonders häufig angezeigt und angewandt werden.

Ca 80% der homöopathischen Arzneien stammen aus dem Pflanzenreich:
z..B.: Belladonna (Tollkirsche), Pulsatilla (Küchenschelle), Arnica montana (Bergwohlverleih), Rhus toxicodendron (Giftsumach).

Daneben gibt es sehr wichtige Arzneien tierischer Herkunft:
z.B. Apis mellifica aus der Honigbiene, Lachesis muta – aus dem Gift einer Schlange, Spongia – aus dem Badeschwamm, Sepia – aus dem Tintenfisch.

Eine weitere Gruppe bilden Arzneien mineralischer Herkunft:
Sulfur (Schwefel), Phosphorus (Phosphor), Arsenicum album – aus Arsenik oder Calcium carbonicum – aus dem Austernschalenkalk, Silicea – aus der Kieselsäure.

Nosoden sind eine Arzneizubereitung aus Krankheitserrregern oder Krankheitsprodukten: z.B. Tuberkulinum ausTuberkelherden, Psorinum aus Krätzebläschen, Pyrogenium aus gefaultem Rindfleisch, Staphylococcinum aus Staphylokokken-Bakterien usw.

Arzneizubereitungen
Hahnemann hat die Zubereitung seiner Arzneien in seinem Buch „Organon der Heilkunst“ genau beschrieben. Für die Herstellung heute sind die Vorschriften im Dt. Homöopathischen Arzneibuch gesetzlich fixiert.

Die wichtigsten Arzneizubereitungen sind
Globuli = Kügelchen
Globuli sind aus Rohrzucker und werden mit einer flüssigen Zubereitung (Dilution) der gewünschten Potenz (z.B. C30) mit definiertem Alkoholgehalt besprüht oder benetzt und dann getrocknet. Auch die Größe der Globuli ist genau festgelegt.

Dilution = Alkoholische Lösung
Ein Pflanzenauszug oder eine mineralische Grundsubstanz wird mit bestimmtem Alkohol aufpotenziert. Die fertige Arznei kann einen unterschiedlichen Alkoholgehalt haben. Dilutionen werden besonders im Großtierbereich, aber auch zur Behandlung von Hunden eingesetzt. Für die Behandlung von Katzen oder Heimtieren und Vögeln sind sie weniger geeignet.

Trituration = Pulver
Die Grundsubstanz ist Milchzucker. Die Arzneisubstanz wird nach genau vorgeschriebenem Verfahren zur gründlichen Durchmischung und Potenzierung verrieben (oft mehrere Stunden lang!).

Tabletten
Die Grundsubstanz ist Milchzucker. Tabletten werden aus der Trituration durch Pressen hergestellt.

Injektionslösungen
Sie werden vor allem im Großtierbereich eingesetzt, es gibt aber auch Injektionslösungen für Kleintiere und Heimtiere.

Am gebräuchlichsten sind die oral verabreichten Arzneiformen Globuli, Dilution, Tabletten und Trituration.
Für die äußerliche Anwendung gibt es im Homöopathischen Arzneibuch Vorschriften z.B. für Herstellung von Salben oder äußerlich anzuwendenden Tinkturen (Externa).

Homöopathische Arzneien sind in Deutschland apothekenpflichtig. Sie sind in Apotheken ohne Rezept erhältlich oder beim Tierarzt zu bekommen.

Chronische Krankheiten
Hahnemann erkannte im Laufe der Jahre, dass einige seiner Patienten auf eine gewählte Arznei zwar deutliche Besserung zeigten, aber die Krankheit immer wieder kam oder immer neue Krankheiten folgten. Er nannte diese „Chronische Krankheiten“ und ging davon aus, dass die Lebenskraft (Vis vitalis), die alle Lebensvorgänge am Laufen hält, bei chronischen Krankheiten so stark geschwächt ist, dass sie aus eigener Kraft den Organismus nicht mehr zum Heilen bringen kann.
Hahnemann erkannte drei chronische Krankheiten, die er auch Miasma (griech: Befleckung) nannte: die Psora, die Sykose und das syphilitische Miasma.
Die Psora zeigt sich in den Hauterkrankungen (Krätzebläschen), kann aber auch den ganzen Organismus erfassen.
Die Sykose leitet sich ab von der Feigwarzenkrankheit (Gonorrhoe) und das syphilitische Miasma von der “Beulenkrankheit“, Syphilis bzw. Lues.
Spätere Homöopathen (J.H. Allen Kent) erkannten die Tuberkulinie noch als eigene Chronische Krankheit. (Moderne Autoren haben z. T. weitere Miasmen definiert.)
Heute und für unsere Tiere können wir die Chronischen Krankheiten als unterschiedliche Reaktionsweisen verstehen:
Die Psora steht für Mangel und Unterfunktion (Hypofunktion), sie hat mehr funktionelle Störungen, katarrhalische Entzündungen.
Die Sykose steht für Überfluß und Überfunktion (Hyperfunktion), für produktive Entzündungen mit viel Sekret, für Zubildungen wie Verhärtungen, Warzen.
Das syphilitische Miasma steht für Entartung oder Degeneration, für Entzündungen mit Gewebszerstörung, sog. Nekrosen oder Geschwüren (Ulcera).

Für die Behandlung schon länger bestehender oder chronischer Erkrankungen müssen alle Symptome des kranken Tieres in einer sog. Homöopathischen Anamnese aufgenommen werden: Vorkrankheiten, Erkrankungen der Elterntiere und Geschwister (soweit bekannt), die aktuellen Symptome der Erkrankung, Allgemeinsymptome wie Appetit, Durst, Wärme, Kälte, hormonelle Faktoren: Zyklusgeschehen, Sexualität usw., Verhaltenssymptome: Ängste, Aggression, Verhalten zu Artgenossen, zu bekannten und fremden Menschen usw.
Die Verhaltenssymptome sind nach Hahnemann von besonderer Bedeutung für die Arzneiwahl. Sind schon organische Veränderungen vorhanden wie z.B. Leber- oder Nierenstörung, Herzinsuffizienz, schwere Arthrosen u.a., dann sollte die Arznei auch vorrangig Ähnlichkeit zu diesen pathologischen Veränderungen haben.

Bei Verhaltensproblemen bei Hund und Katze, bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen, Hauterkrankungen werden sog. Konstitutionsmittel eingesetzt, Arzneien, die ein sehr breites Spektrum an Symptomen zeigen und den Organismus insgesamt erfassen.

Homöopathische Anamnese
Eine ausführliche homöopathische Anamnese dauert in der Regel, je nach Alter und Krankheitsbild eines Tieres, ca. 1 – 1 ½ Stunden, in Einzelfällen auch länger. Sie sollte von einem/r Therapeuten/In mit Fachausbildung durchgeführt werden. Ein Tierarzt/in mit Zusatzausbildung, z.B. Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Homöopathie kann nach der Anamnese entscheiden:
wie die klinischen Zusammenhänge sind (entsprechende Diagnostik),
ob eine homöopathische Therapie für das Tier angezeigt und erfolgversprechend ist,
wie die Symptome zu werten sind und welche Arznei in welcher Potenz und Dosierung angezeigt ist,
wie ein Heilungsverlauf zu bewerten ist.

Heilungsverlauf bei homöopathischer Therapie
Homöopathie ist ein Therapieverfahren der Regulationsmedizin. Die körpereigenen Abwehrkräfte, Regulationsmechanismen usw. werden aktiviert.
Sehr häufig beobachtet man zunächst eine Verbesserung des Allgemeinbefindens, dann bessern sich lokale Beschwerden wie Verdauung, Lahmheiten, Hautveränderungen usw. Es ist sehr wichtig, dass der Tierbesitzer diese Veränderungen genau beobachtet und ggfs notiert. Man soll nichts künstlich in ein Tier hineininterpretieren, aber es ist wichtig, alle Veränderungen genau zu erfassen. Hieraus kann der/ die Therapeut/in Rückschlüsse auf den Heilungsverlauf ziehen und entscheiden, ob eine weitere Arzneigabe nötig oder eine andere Arzneistärke oder evtl. eine Folgearznei gegeben wird.
In der Klassischen Homöopathie werden in der Regel nur einzelne Arzneien, sog. Einzelmittel, meist in höherer Potenz oder als LM-Potenz eingesetzt.

Erstverschlimmerung/ Erstreaktion
Es kann durch die Arzneigabe zu einer Reaktion des Organismus kommen. Einzelne Symptome können sich kurzzeitig verschlimmern: Z.B. kann sich bei einem Schnupfen für 1-2 Tage mehr Sekret lösen oder bei einem Durchfall vergorener Kot abgehen, ein Tier kann mehr schlafen oder auch einmal etwas unruhig sein. Wichtig ist, dass das Allgemeinbefinden dabei deutlich besser ist. Man spricht daher heute lieber von Erstreaktion.

Möglichkeiten und Grenzen homöopathischer Therapie
Homöopathische Therapie ist immer dann erfolgreich, wenn sich Regulationsmechanismen im Organismus aktivieren lassen. Daher können praktisch alle Organerkrankungen, Verhaltensprobleme, sonstigen Erkrankungen homöopathisch behandelt werden, z. B.:

  • Magen-Darm-Erkrankungen: Durchfall, Colitis, Verstopfung, Erbrechen, usw.
  • Atemwegserkrankungen: Bronchitis, Virushusten, Schnupfen, Mandelentzündung usw.
  • Harnwegserkrankungen: Blasenentzündungen, Nachbehandlung nach Blasensteinen, Nierenstörungen
    Geschlechtsorgane: Zyklus- und Fruchtbarkeitsstörungen bei allen Tierarten, Scheinträchtigkeit der Hündin, Gesäuge – oder Eutererkrankungen, Erkrankungen in der Trächtigkeit, nach der Geburt, Erkrankungen von Neugeborenen und Jungtieren
  • Bewegungsapparat: Lahmheiten, Erkrankungen des Band- Sehen- Muskelapparates
  • Gelenken und Knochen: Verstauchung, Sehnenentzündungen (Tendinitis), Arthrosen, Wirbelsäulenerkrankungen wie Spondylosen, Bandscheibenbeschwerden usw.
  • Jungtiererkrankungen: Knochenhautentzündung (Panostitis)
  • Nachbehandlung nach Operationen: Fraktur, Proc.coron., Proc. anconaeus, OCD in der Schulter usw.
  • Leber- und Nierenerkrankungen
  • Herzerkrankungen
  • Hauterkrankungen: Allergien, Autoimmunerkrankungen (wenn sie nicht zu weit fortgeschritten sind), Ekzeme aller Art, akut oder chronisch sind auch homöopathisch nicht ganz einfach zu behandeln und gehören in die Hand eines/r erfahrenen Therapeuten/in. Vor allem die Zusammenhänge mit Fütterung, Umgebung, Haltung, Erfassung von Stoffwechselimbalanz, hormonellen Faktoren (z.B. Schilddrüse), Parasiten oder Pilzbefall müssen mit Laboruntersuchungen abgeklärt werden, am besten von einem Tierarzt/in mit Zusatzausbildung. Unter diesen Voraussetzungen ist die regulative Behandlung mit homöopathischen Arzneien aus dem ganzheitlichen Ansatz erfolgreich und vor allem frei von Nebenwirkungen, wie sie viele Medikamente gegen Juckreiz und Entzündung in der konventionellen Medizin zeigen.
  • Folge von Infektionenen wie Borrelliose, Leishmaniose, Ehrlichiose
  • Verhaltensprobleme: Angst, Aggression, Folgen von Aufzucht, Tierheimaufenthalten, Besitzerwechsel usw.
  • chronische Viruserkrankungen wie FIP, Feline Leukämie oder FIV können unterstützend homöopathisch behandelt werden, wenn die Symptome noch nicht zu weit fortgeschritten sind (eine Aktivierung der Regulationsmechanismen nicht mehr möglich ist).
  • Tumorerkrankungen können unterstützend homöopathisch behandelt werden, gehören aber in die Hand eines/r sehr erfahrenen Therapeuten/in. Bei diesen Tieren kann man homöopathisch das Allgemeinbefinden oft sehr gut erhalten. Aber es gibt hier Grenzen der therapeutischen Möglichkeiten!

Grenzen der Homöopathie sind dort gegeben…
wo Gewebe zerstört und nicht regenerierbar ist: schwere Leber- oder Nierendegeneration, schwerste Herzinsuffizienz, schwerer Rückenmarksabbau o.ä.
wo Mangelzustände eine Zufuhr einer Substanz erfordern: bei Calciummangel muss Calcium zugeführt werden, bei Zuckerkrankheit liegt ein Insulinmangel vor, der u. U. ersetzt werden muss, bei starker Pankreasinsuffizienz müssen u. U. Enzyme gegeben werden. Homöopathie kann hier unterstützend eingesetzt werden, um die Eigenleistung dieser Organe wieder zu aktivieren.
wenn mechanische Hindernisse Ursache einer Erkrankung sind: Ein Darmverschluss durch einen Fremdkörper muss operiert werden, eine zu große Frucht muss per Kaiserschnitt entwickelt werden, bei einem Beinbruch muss geplattet oder genagelt werden.
wenn Tumore oder Metastasen ein Organ oder mehrere Organe durchsetzt haben und kein funktionsfähiges Gewebe mehr vorhanden ist, wird auch eine homöopathische Arznei kein Wunder mehr vollbringen können.
Die Erfolge homöopathischer Therapien bei Tieren sind immer wieder beeindruckend. Das Allgemeinbefinden der Tiere ist deutlich besser, sie sind aktiver, haben mehr Lebensfreude und Lebensqualität. Die Ausheilung ist stabiler, die Tiere neigen nicht so leicht zu Rückfällen (Rezidive), sie sind nicht so krankheitsanfällig.

Homöopathische Arzneien sind praktisch frei von Nebenwirkungen. Sie sind keine Gefahr oder Belastung für die Umwelt, bilden praktisch keine Rückstände, sind daher auch für lebensmittelliefernde Tiere von großem Interesse und in der biologisch/ ökologischen Tierhaltung unverzichtbar.
Bei den Kleintieren können nicht nur Hund und Katze, sondern auch Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen, Goldhamster, alle Vögel, aber auch Exoten und Fische (von Spezialisten) behandelt werden.

Weiterbildung Homöopathie
Homöopathie wird, wie die meisten Naturheilverfahren, derzeit nicht an den Hochschulen und Universitäten während des Studiums als eigenes Fach gelehrt.
Eine Ausbildung in homöopathischer Therapie ist im Rahmen der Weiterbildung nach der Approbation möglich. Studenten der Veterinärmedizin können an den Kursen nach Wahl teilnehmen.
Ein Abschluss der Weiterbildung kann mit der Erteilung der Zusatzbezeichnung Homöopathie nach außen sichtbar gemacht werden.
Für die Weiterbildung sind die Landestierärztekammern zuständig. In der jeweiligen Weiterbildungsordnung ist festgelegt, welche Anforderungen an die Erteilung der Zusatzbezeichnung gestellt werden. Zuständig ist jeweils die Landestierärztekammer, in der man den 1. Wohnsitz hat. Es ist daher sinnvoll, sich bei der jeweiligen Landestierärztekammer zu erkundigen, wie die aktuellen Anforderungen sind.

Die meisten Landestierärztekammern fordern:
anerkannte Pflichtweiterbildungsstunden: bei den meisten LTK´s 120 Stunden, einzelne haben 80 Stunden.
zusätzliche Qualifikation: Kurzreferat, zu halten anlässlich eines anerkannten Weiterbildungskurses,
Fachgespräch bei der LTK. Falldarstellungen in unterschiedlicher Zahl, Veröffentlichung von Falldokumentationen oder sonstige Veröffentlichung zur Homöpathie, Nachweis intensiver Anwendung homöopathischer Therapie (dabei wird teilweise die Tätigkeit in eigener Praxis anerkannt, teilweise die Tätigkeit bei zur Weiterbildung ermächtigter Tierärzte/innen), die Weiterbildungszeit beträgt 3-4 Jahre.

Weiterbildungskurse
Es gibt Weiterbildungskurse, die nach einer ursprünglich in Zusammenarbeit mit der ATF erstellten Richtlinie die wichtigsten Inhalte der Homöopathie ausschließlich für Tierärzte (und Studenten der Veterinärmedizin) vermitteln.
Derzeit gibt es, wie für alle Fachrichtungen, leider noch keine bundeseinheitlichen Vorgaben.

Kursinhalte
Theoretische Grundlagen, Arzeimittelbilder beim Tier, Repertorisation, Fallbearbeitung, Konstitution, Chronische Krankheiten.
Es wird großer Wert auf gründliche und praxisnahe Vermittlung der Inhalte gelegt.

Fortbildung
Zahlreiche Fortbildungskurse der Human- und Veterinärmedizin bundesweit oder auch im europäischen Raum.